Die Geschichte der Straßenmühle

Eine Mühle für Kleestadt

Im 15. Jahrhundert gab es im Dorf Schlierbach bereits zwei Mühlen. Nicht dagegen im benachbarten Kleestadt. Dessen Bauern mussten in Schlierbach mahlen lassen. Der Weg dorthin führte über einen Berg, war beschwerlich und außerdem gab es immer wieder Streitigkeiten über die Reihenfolge beim Mahlen.

Des Dauerstreits überdrüssig beschlossen die Grafen von Hanau, für Kleestadt eine eigene Mühle zu bauen. Kleestadt hat keinen eigenen leistungsfähigen Bachlauf, Schlierbach den gleichnamigen Bach dagegen schon. Außerdem musste die neue Mühle für die Fuhrwerke gut zu erreichen sein. Deshalb fiel die Wahl auf eine römische Pferdewechselstation mit Brunnen an der Römerstraße Dieburg — Stockstadt. Diese Straße war gut befestigt und lag in morastigem Gelände 1,5 m über Niveau — daher ihr Name „Hohe Straße“.

Die „Mülln uff der Hohen Straßen“

Aber der Standort lag nicht am Schlierbach. Was tun? Man schuf auf etwa ein Kilometer Länge einen dritten Arm des Schlierbachs. Dieser Arm verlief zunächst in einem Graben, dann ebenerdig mit Seitenwällen und am Ende auf einem Damm, der heute noch vorhanden ist. So konnte mit relativ wenig Wasser über ein 6-Meter-Rad die Mühle betrieben werden. Damit war die dritte Mühle Schlierbachs geboren und man nannte sie „Mülln uff der Hohen Straßen“, die heutige Straßenmühle.

Die Zukunft der Mühle war gesichert, denn zur damaligen Zeit waren die Kleestädter Bauern an ihre Mühle „gebannt“. Abgesehen von natürlichen Unwägbarkeiten, wie Ernteeinbußen oder Niedrigwasser, warfen aber ferne politische Ereignisse und die Pest ihre Schatten auch auf die Straßenmühle. So wurde die Mühle im 30-jährigen Krieg von marodierenden Truppen zerstört und es dauerte fast 50 Jahre, bis sie nach Kriegsende wieder aufgebaut wurde.

Probleme bereitete der künstliche Wasserzulauf, dessen Unterhaltung sehr aufwändig war. Auch gab es ein ständiges Ringen der drei Schlierbacher Müller um das manchmal geringe Wasserangebot des Schlierbachs. Abhilfe schaffte ein im 19. Jahrhundert angelegtes Rückhaltebecken.

Erste Apfelbäume auf der Staßenmühle

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts unter napoleonischem Einfluss wurde auf einer Wiese eine Apfelhochstamm-Anlage angelegt mit etlichen, damals modernen, aus Frankreich stammenden Apfelsorten. Diese Anlage hat der aus dem deutsch-französischen Krieg zurückgekehrte Müller 1871 erneuert. Dass er dabei rein deutsche Sorten verwendet hat, war für ihn erwähnenswert.

Während des 1. Weltkriegs entschloss sich der letzte Müller, ein modernes Wohnhaus im argentinischen Stil zu bauen. Er hat es nur bis zum Rohbau geschafft und musste die Mühle mit allem Inventar und Wasserrecht 1918 verkaufen. In den folgenden sechs Jahren versuchten sich vier Erwerber mit unterschiedlichen Nutzungsideen, bis dann 1924 mein Vater die Mühle erwarb und das Wohnhaus zu Ende baute. Im selben Jahr erneuerte er die von 1871 stammende Obstanlage, wobei wieder einige französische Sorten Einzug hielten, wie etwa der „Apfel aus Croncels“, im Rhein-Main-Gebiet auch bekannt als „Transparenter Dörnigheimer“.

Beginn des Bio-Apfelanbaus im Jahre 1978/79

1974 erwarb ich die Mühle und baue sei t1978/79 Äpfel nach biologischen Richtlinien an. Dies geschah zunächst mit alten und heimischen Sorten auf sogenannten Drei-Ast-Kronen. Weil der Markt immer die neuesten Sorten verlangt, wechselte ich nach und nach zum Pillar-Baum, zur Schlanken Spindel auf schwachwüchsiger Unterlage. Heute stehen hier dreißigjährige Bäume auf M 26 neben jüngeren auf M 9 und M 27 mit den im Verzeichnis aufgeführten Apfelsorten.

Von traditionellen zu modernen Apfelsorten

Die Abkehr von vorwiegend alten, heimischen Sorten ist mir nicht leicht gefallen. Zu gut im Geschmack und gleichzeitig robust waren Sorten wie „Zuccalmaglio“ oder „Landsberger Renette“. Auf der anderen Seite stehen diesen die sogenannten „Pi-Sorten“, wie „Pinova“ und „Pilot“ in Geschmack und Robustheit nicht nach. Meine Lieblingssorten, wie „Rubinette“ und „Jonagold“ sind dagegen schorfempfindlich und biologisch schwierig anzubauen. Auch die schorfresistente Sorte „Topaz“ verursacht Probleme, neigt sie doch zu Kragenfäule und Regenflecken.

Guter Boden für geschmackvolle Äpfel

Die Inhaltsstoffe meiner Äpfel schwanken natürlich von Sorte zu Sorte und von Jahr zu Jahr. Sie liegen aber nahezu immer über dem Durchschnitt; hier macht sich die alte Römerstraße bemerkbar, denn sie wirkt wie eine Erosionsbremse auf die vom Odenwald zum Main hinstrebenden Lößteilchen. Durch die „Hohe Straße“ ist ein nahrhafter, gut durchwurzelbarer Boden auf Gesteinsrücken des Odenwaldes entstanden, und damit beste Voraussetzungen für geschmackvolle und gesunde Äpfel.

Haben Sie Fragen zu unserem Bio-Apfelanbau?

Melden Sie sich einfach bei uns, wir freuen uns auf Sie! Gerne können Sie sich auch bei uns auf dem Hof ein Bild davon machen, wie unsere Bio-Äpfel angebaut werden. Fotos vom Bio-Hof Straßenmühle

 

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